Mein Schreibtag

Einblicke in die Arbeitswelt eines Selfpublishers

Einen festen Tagesrythmus? Um 7:00 Uhr aufstehen und bis 12:00 Uhr schreiben, dann Mittagspause und weiter geht’s? So funktioniert das bei mir nicht! Routine langweilt mich viel zu sehr.

Ich beginne meinen Schreibtag manchmal um 04:00 Uhr und manchmal erst um 14:00 Uhr.

 

Je nach Motivation klappere ich aber fast immer folgende Stationen ab, die ich euch hier vorstellen möchte: 


E-mail-Verkehr

Beginnen wir mit dem Leidigsten und Unkreativsten: Das Checken der Mails.

Da ich mich selbst um die Buchvermarktung, Rezensentenwerbung, etc. kümmern muss, kann das schon mal ein bis zwei Stunden in Anspruch nehmen. Es gibt da verschiedene Parteien, die täglich meine Aufmerksamkeit verlangen.

 

Rezensenten

Über die Seite Rezi-Suche.de habe ich schon viele tolle Rezensenten und Blogger gefunden, deren Seiten ich mir natürlich gründlich anschaue, bevor ich eine Rezensionsanfrage stelle. Von 60 Prozent der Blogger kommt in der Regel eine Antwort zurück. Gut die Hälfte davon erklärt sich bereit, mein Buch zu lesen. So kann ich mit winzigen Schritten kontinuierlich daran arbeiten, dass „Der Dämon von Naruel“ mehr Aufmerksamkeit durch Buchblogs und Rezensionen bekommt.

 

Online-Shops / Buch-Anbieter

Leider muss ich auch immer wieder Mails an Online-Shops senden, die es bis heute nicht hinbekommen, beispielsweise die Leseprobe zu meinen Büchern ordentlich darzustellen. Das ist ein ewiges Hin und Her. Die Shopbetreiber lassen sich permanent lustige Unwahrheiten einfallen, zu denen ich eine Korrektur anfragen muss. „Der Dämon von Naruel“ wurde bereits als Kinderbuch eingestuft, ab 9 Jahren freigegeben, als Science Fiction deklariert, mit falschem Veröffentlichungsdatum versehen und und und... Schuld ist oft die mangelhafte Kommunikation zwischen meinem Distributor und den Shops. Diese Negativwerbung arbeitet gegen mich, da ich auch immer wieder Blogger berichtigen muss, wenn diese die Informationen zum Buch beispielsweise von Amazon anstatt von meiner Homepage entnehmen. 

 

Piraterie

Zu guter Letzt mache ich regelmäßig einen Check, ob mal wieder illegale Piratenseiten in der Googlesuche auftauchen, die mein Buch kostenlos anbieten und „Kunden“ damit Viren und Malware andrehen. Wenn ich etwas Verdächtiges finde, fülle ich ein Online-Formular mit vielen Fragen aus und Google entfernt die Sucheinträge dann meistens ohne Klagen. Das gehört inzwischen zur Routine, manchmal ist es auch etwas komplizierter.

 

Sonstige Anfragen

Manchmal fallen noch Nachfragen bei meinem Distributor Books On Demand an, weil diese mal wieder im Lieferverzug stecken und ich nun schon seit mehreren Wochen auf einen Probedruck warte.

 

Das ist alles keine sonderlich tolle oder kreative Arbeit, aber sie muss gemacht werden.


Schreibphase

Für gewöhnlich nehme ich mir vor, ein bis zwei große Schreibblocks in meinen Tag einzuplanen. Ich mache es mir dann in meiner Schreibecke auf dem Sofa gemütlich, starte den Laptop, setze mit Kopfhörer auf, um den Lärm der grässlichen Stadt auszublenden und los geht’s.

Ich arbeite dabei nicht mit „autorengerechten“ Programmen, mit denen man auch Plotten oder sich Notizen zu Figuren und Setting machen kann oder die einem alles Mögliche im Text unterschlängeln. Microsoft Word reicht mir für meine Arbeit vollkommen aus.

In der Regel weiß ich schon, wie die Geschichte grob weitergehen soll. Manchmal aber fallen mir während des Aufschreibens bessere Ideen ein und die schmeißen den Handlungsfortgang natürlich in eine andere Richtung. Das macht es für mich abwechslungsreich. Ich kann mich damit immer wieder selbst von der Geschichte überraschen lassen.

Eine Schreibphase dauert bei mir je nach Motivation und Kreativität 1-4 Stunden an.

Freue ich mich schon lange auf diese Szene? Habe ich einen großartigen Einfall, der sofort verbaut werden muss? Ist die Szene nur ein Übergang? Das sind alles Fragen, die in die Intensität der Schreibdauer mit hineinspielen. Bei einer besonders spannenden Szene, die ich Tage zuvor schon im Kopf hatte, hat es mich neulich in eine Schreibwut gerissen, bei der ich nicht aufhören konnte, bis die Szene abgeschlossen war. Meine Augen haben danach gebrannt und mein Rücken geschmerzt. Da soll mal jemand behaupten, Schriftsteller sei kein anstrengender Job!

Unabhängig von der Zeit, versuche ich mindestens 1000 Worte am Tag zu schreiben. Ab und zu klappt dies nicht, wenn einfach die Muse fehlt. Oft aber geht es auch weit darüber hinaus. Das wechselt sich nach meiner Beobachtung phasenweise ab. Auf zwei Wochen Schreibrausch folgen meistens drei bis vier Tage, in denen ich meine Kreativität erstmal wieder aufladen muss.

 

Man glaubt es kaum, aber kreatives Schreiben und Nachdenken ist anstrengend für den Körper. Ich bekomme vom Schreiben immer großen Hunger und brauche nach einer Schreibphase erstmal was zu Essen. Ganz viel Schokolade für zwischendurch sowieso!


Entspannungsphase

Körperlich

Ja, schreiben schlaucht manchmal sehr und der Geist und vor allem die Augen sehnen sich danach, auf etwas anderes gerichtet zu werden. Damit ich keine Nackenschmerzen bekomme, nutze ich die Zeit zwischen den Schreibphasen oft, um meine Stammstrecke durch den Wald zu joggen. Die Stadt ist absolut kein Lebensraum für mich und ich bin froh, wenn ich mich in die Natur zurückziehen kann. Das erinnert mich an meine Heimat. Als Kind habe ich fast jede freie Minute im Wald verbracht, noch heute erdet mich ein Besuch im dichten Grün und macht meinen Kopf klarer.

Manchmal mache ich auch Zwischenhalte und klettere auf einen Baum oder Hochstand, um Tiere zu beobachten.

Yoga hilft mir auch ziemlich gut gegen Verspannungen und ist anstrengender als so mancher denkt. Wenn ich mir mal ein größeres Heim leisten kann, wird auch definitiv wieder ein Sandsack in meine Gemächer einziehen. Bewegung kann in diesem Fall das lange Sitzen (bei mir ist es übrigens eher ein Kauern) ausgleichen.

Geistig

Nach der körperlichen Anstrengung balanciere ich meine Gedanken mit einer kleinen Teezeremonie auf meinem blumigen Balkon oder mit Meditation aus. Das klingt jetzt vielleicht wahnsinnig spirituell. Aber im Prinzip sitze ich nur da, trinke Kräutertee zu Entspannungsmusik und versuche die Gedanken fließen zu lassen. Dabei habe ich schon viele tolle Ideen bekommen oder mir sind Zusammenhänge in der Geschichte klar geworden, die ich bis dato selbst noch gar nicht durchschaut hatte. Die besten Ideen kommen mir übrigens nicht auf dem Klo, sondern kurz vor dem Einschlafen. Deswegen liegt auch immer ein Notizbuch auf meinem Nachttisch.


Überarbeitungsphase

Der geistige Akku ist wieder aufgeladen und ich fühle mich voller Konzentration. Das ist genau die richtige Zeit, um bereits geschriebene Texte noch einmal gründlich unter die Lupe zu nehmen und zu überarbeiten. Das können Texte wie dieser sein, Kurzgeschichten oder Interviewfragen, meistens aber sind es die, vor ein paar Wochen geschriebenen, Kapitel meines Hauptwerks.

Hat die Szene das richtige Tempo? Wird deutlich, was ich ausdrücken will? Passen die Dialoge? Kann man sich die Umgebung vorstellen? Wirkt alles stimmig? Stimmt die Atmosphäre? Und am Wichtigsten: Bin ich damit zufrieden? Das sind so die Grundfragen, nach denen ich noch einmal die Texte durchgehe. Dabei arbeite ich nicht streng nach diesen Punkten, sondern lese einfach noch einmal genau nach und wenn mir etwas auffällt, wird es so lange gebügelt, bis es sich für mich gut anhört. Dabei fallen natürlich Makel wie Wortwiederholung, Tippfehler, Bandwurmsätze etc. auf. Um diese zu erkennen und auszubessern nutze ich ebenfalls keine spezielle Software, die mir Dinge unterschlängelt, die ich vielleicht mit voller Absichtlich in dieser Form niedergeschrieben habe.  Programme erkennen eben keine Stilmittel oder Atmosphäre, das schafft nur der menschliche Verstand. Rechtschreib- und Grammatikprüfung gern, aber für den Rest schaue ich lieber selbst genau hin.

Wenn ich erfüllt habe, was ich mir vorgenommen habe, das sind manchmal ganze Kapitel, manchmal nur einzelne Schlüsselszenen, kann ich mit gutem Gewissen meinen Schreibtag beenden.

 

Generell arbeite ich jeden Text mindestens zweimal, meistens aber sogar vier- bis fünfmal durch, bis mir eine Szene richtig gut gefällt. Nach mehreren Monaten nehme ich mir noch einmal alles Stück für Stück vor und schaue, ob noch immer alles zusammenpasst, da sich während des Schreibens (ohne vorheriges Plotten) manchmal auch Zusammenhänge ändern können. 


Schreibpausen - Anderes

An manchen Tagen kann ich mich nicht zum kreativen Schreiben aufraffen, da widme ich mich nur der Überarbeitung. Es kommt aber auch vor, dass selbst dies nicht klappt. Dann sehe ich, wie ich anderweitig produktiv sein kann. Ich arbeite beispielsweise an den Karten zur Welt, versuche Szenen aufzuzeichnen und überdenke einfach alles noch einmal aus einer anderen Perspektive. 

Es kommt auch durchaus mal vor, dass mir gar nichts Produktives gelingen will. Das ist aber nicht schlimm. Ich nehme diese kleinen Blockaden ganz gelassen und sitze das aus. Oft hilft es auch, sich etwas Abstand vom Buch zu nehmen. Ich versuche dann auch gar nicht an die Geschichte zu denken, sondern lenke meine Gedanken bewusst auf andere Dinge.

 

Eine große Bergtour mit fantastischen Aussichten hilft mir da sehr gut, den Kopf frei zu bekommen oder ein netter Tag am See. Bis jetzt komme ich so ganz hervorragend und entspannt voran. Auf Stress und Druck, egal ob von außen oder von mir selbst ausgehend, reagiere ich allergisch. Ich mag es gar nicht etwas zu „müssen“. 


Marketing - Social Media

Wenn ich zwischendurch Zeit finde, teile ich der Welt da draußen über Facebook und meine Homepage mit, wie es mit dem Schreiben so läuft. Dabei versuche ich wirklich nur Informationen herauszugeben, welche die Leser auch interessieren könnten, und kein Alleinunterhalter zu sein, der wahllos Katzenvideos postet.

Wenn ich gesehen habe, dass mir Blogger eine Rezension geschrieben haben, teile ich das natürlich gern und halte den Link dazu auch auf meiner Homepage fest.

Ab und zu starte ich auch Gewinnspiele oder Preisaktionen und gehe damit auch in Foren hausieren, damit es möglichst viele Leute mitbekommen. 

 

Ich schreibe Interviews, organisiere Blogtouren, starte Leserunden, lasse Goodies drucken und verschicke diese an Blogs, generiere eBook-Exemplare für Rezensenten oder tippe Berichte wie diesen, alles in der Hoffnung, dass ich ein kleines bisschen Aufmerksamkeit von den Lesern erhaschen kann. 

Zwischendurch behalte ich natürlich immer mein Postfach im Auge. Ich will ja nicht, dass sich die Mails bis zum nächsten Tag anhäufen. ;)

 

Man glaubt gar nicht, wie viel ein Selfpublisher nebenher noch erledigen muss. Da bleibt manchmal kaum Zeit für das Schreiben oder ein Privatleben.

 

Ich hoffe, ich konnte euch damit einen ganz interessanten Einblick in meine Arbeitsweise geben.